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Montag, 3. April 2017 Lleida – Alcarràs 15 km 09:00-15:00
Nachdem die Stadt schon bald hinter mir liegt, geht es auf einer Naturstrasse immer entlang des Rio Segre, dem Namensgeber der Region. Bei einem Naturreservat mit zwei Weihern lädt ein Rastplatz zum Verweilen ein. Für die Vögel scheint es hier ein Eldorado zu sein. Offensichtlich muss es auch vor meiner Ankunft in Spanien viel geregnet haben, denn alle Flüsse führen viel Wasser und sind vereinzelt auch über die Ufer getreten. Mein Weg ist aber trocken. Nach Butsenits mit der Ermita aus den 12.Jh. merkt man wieder, dass man sich dank Bewässerungstechnik und Kanälen in einer der fruchtbarsten Gegenden Europas befindet. Vor meinem Zielort entscheide ich mich für einen kleinen lohnenswerten Umweg auf einem lokalen Wanderweg weiter entlang des Flusses, wo ab und zu auch Störche sich mit ihrem Geklapper bemerkbar machen. Pünktlich um drei Uhr treffe ich zur Essenszeit im Ort ein. Dieses Timing schätze ich, weil mir die Abendessenszeit ab 20:30 Uhr zu spät ist und ich so nach dem erholenden Mittagessen den Ort bei einem Spaziergang erkunden kann.
Dienstag, 4. April 2017 Alcarràs – Fraga 20 km 08:15-16:00
Zuerst geht es auf Feldwegen durch die Landschaft und anschliessend an die Nationalstrasse und entlang der Autobahn. Das nächste Stück ist hingegen wieder reizvoll und nach den Ebenen der letzten Tagen wird es jetzt wieder eigenartig hügelig. Bevor es wieder zur Autobahn hinunter geht, dehne ich meinen Weg auf einer Variante mit Feldwegen etwas aus. Lustig hoppelt manchmal ein Hase aus einem Gebüsch davon. Nach einem neu entstehenden Gewerbegebiet überrascht mich ein kleiner Anstieg auf einer Piste und von oben sind bereits die ersten Häuser von Frage erkennbar. Der Ort hat einen schmucken kleinen fast etwas mittelalterlich anmutenden Altstadtkern. Heute habe ich etwa in der Mitte des Tages auch die Grenze zwischen den Regionen Katalonien und Aragonien überschritten.
Mittwoch, 5. April 2017 Fraga – Candasnos 27 km 07:45-16:30
Nach dem Ort gibt es zuerst einen Anstieg mit etwa 280 Höhenmetern. Anschliessend entfaltet sich eine weite Ebene, deren Schönheit sich durch ihre Kargheit entfaltet. Manchmal darf auch ein Blick zurück nicht fehlen. Der grösste Teil des heutigen Weges führt über Naturstrassen auf dem Camino Real de Aragon, einem früheren Viehtriebweg. Eine Abwechslung auf die ich verzichten könnte bietet die nahe, von Lastwagen viel befahrene Nationalstrasse, die in der zweiten Tageshälfte oft parallel zu meinem Weg verläuft.
Donnerstag, 6. April 2017 Candasnos – Bujaraloz 25 km 08:00-15:45
Fast der ganze Weg verläuft auf Naturstrassen. Anfänglich geht es wieder auf dem früheren Viehtreiberweg in der Nähe der vielbefahrenen Nationalstrasse, bis er kurz nach einem Rastplatz in einen sumpfigen Pfad übergeht. Besser wäre ich schon beim Rastplatz links abgezweigt; nun zweige ich nach einer kleinen Brücke vom markierten Weg ab und geniesse die Ruhe. Nach Penalba merke ich, dass der Weg gegenüber meinem Guide neu anders markiert wurde. Wie auch gestern sehe ich heute wieder ab und zu Hasen ins niedere Gebüsch hoppeln. Eine ganz spezielle Landschaft eröffnet sich mir und ich denke, dass diese Bilder nur zu Fuss aufgesogen werden können. Als der Weg wieder Richtung Nationalstrasse führt, zweige ich auf eine leicht längere Variante durch endlos scheinende, weite leicht gewellte Ebenen. Die Landwirtschaft ist fast flächendeckend mit Bewässerungstechnik versorgt. Auch Schweinemast scheint nun hier weit verbreitet zu sein. Allerding bevorzuge ich den Schinken von den frei in Eichenhainen herum laufenden Schweinen in der Extremadura.
Freitag, 7. April 2017 Bujaraloz – Venta de Santa Lucia/Venta de la Monzona 24 km 07:45-15:45
Da der historische Weg heute fast immer an der von Lastwagen viel befahrenen Nationalstrasse entlang verläuft, entscheide ich mich für meinen eigenen Weg mit Karte und GPS. Riesige Felder und Äcker ergeben ein prächtiges Farbenspiel. Schon bald höre ich nur noch Vogelgezwitscher und meine eigenen Schritte. Im Gegensatz zu gestern existiert hier keine Bewässerungstechnik. Hier ist eine der Gelegenheiten, die Weite lieben zu lernen. Langsam verändert sich die Vegetation und niedrige Büsche und lockerer Baumbestand prägen das Bild. Stundenlang bin ich ganz allein und fast immer auf Naturstrassen unterwegs. Da der nächste Ort 38 Kilometer von Bujaraloz entfernt und mir diese Etappe zu lang ist, fahre ich von meinem Tagesziel mit dem Bus an den Anfangsort zurück.
Samstag, 8. April 2017 Venta de Santa Lucia/Venta de la Monzona – Pina de Ebro 18 km 08:15-16:15
Nachdem ich mit dem Bus wieder nach Venta de Santa Lucia gefahren bin, laufe ich gleich los. Die anfänglich weiten Felder werden zunehmend etwas weniger gross. In der Ferne ohne zu stören grüssen die viel befahrene Nationalstrasse, die weniger befahrene Autobahn und die Schnellzugbahnlinie. In der Ermita de San Gregorio halte ich noch eine letzte Rast bevor ich in der Nachmittagssonne versuche, meinem Ziel entgegen zu eilen.
Sonntag, 9. April 2017 Pina de Ebro – El Burgo de Ebro 24 km 08:45-16:45
Nach dem Ort treffe ich auf den Camino Natural del Ebro, den GR99 (Gran Recorrido/Fern-wanderweg), der von der Quelle in Fontibre (Fontes Iberis) in der Region Kantabrien auf einer Länge von 1‘200 km immer in der Nähe des Flusses bis zur Mündung im Delta bei Riumar in Katalonien führt. Die reizende Landschaft verführt mich, weiter auf diesem leicht längeren Fernwanderweg zu bleiben und die Markierung des abzweigenden Camino Catalán zu ignorieren. Erst bei La Corona treffe ich wieder auf meinen Weg, der mich nun zum Ort Fuentes de Ebro führt. Heute ist Palmsonntag, der letzte Sonntag der Fastenzeit und gleichzeitig der erste Tag der Karwoche oder „Semana Santa“. Nach einer Kaffeepause höre ich in den Gassen religiöse Musik und die wartenden Menschen deuten unzweifelhaft auf den baldigen Vorbeizug einer Prozession hin. Diese Zeit gönne ich mir und setze meinen Weg erst nachher wieder Richtung Ebro fort. Am frühen Abend treffe ich in El Burgo de Ebro ein, wo das einzige Hostal „completo“ ist (oder keinen Wanderer will nur für eine Nacht?). War es Vorsehung, dass ich vorher beim Eintreffen in den Ort an der Bushaltestelle noch kurz den Fahrplan konsultierte und nun wusste, dass um 18 Uhr ein Bus nach Zaragoza fährt?
Montag, 10. April 2017 Zaragoza – Cartuja Baja 10 km 09:00-12:30
Soll ich mit dem Bus nach El Burgo de Ebro zurückfahren und wie geplant die Etappe bis Zaragoza laufen oder soll ich in der umgekehrten Richtung laufen? Ich entscheide mich für letzteres und laufe direkt von der Basilika del Pilar alles dem Ebro entlang nach Cartuja Baja. Der Ortskern wird dominiert vom ehemaligen grossen Kartäuserkloster aus dem 17.Jh. mit seinen Nebengebäuden sowie einem neuen Vorortsquartier. Der Camino Catalán nach Zaragoza ist ab hier in zwei Varianten markiert, einerseits auf direktem Weg (ca. 8 km) und andererseits entlang dem Ebro (ca. 9.5 km). Da das Teilstück von etwa 8.5 km zwischen El Burgo de Ebro und Cartuja Baja zum grössten Teil neben der vielbefahrenen Autostrasse verläuft, fällt mir ein Verzicht auf dessen Begehung nicht schwer und ich fahre mit dem mindestens viertelstündlich verkehrenden lokalen Bus 25 zurück nach Zaragoza.
Dienstag, 11. April 2017 Zaragoza Besichtigungstag
Heute sehe ich mir die Stadt an, die ja auch die Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft Aragonien ist. Es ist der einzige Ort im römischen Reich, der nach dem vollen Namen ihres Gründers genannt wurde: Caesaraugusta. Unter der arabischen Herrschaft wurde er dann Saraqusṭa genannt (heute auf Deutsch Saragossa). Das Wahrzeichen der Stadt ist sicher die Basilika Nuestra Señora del Pilar, wo die Jungfrau Maria dem Apostel Jakobus erschienen ist und die als das grösste barocke Bauwerk Spaniens gilt. Eine schöne Sicht auf die Basilika hat man von der mehrfach restaurierten Puente de Piedra aus dem 15.Jh.. Unweit davon liegt auch die Kathedrale „San Salvador o La Seo“ sowie das Museum „Foro Romano“. Nur wenige Schritte weiter befindet sich das Museum Goya. Goya wurde in der Umgebung geboren und begann dann in Zaragoza seine Ausbildung. Beim Schlendern durch die Altstadt trifft man auch auf die Puerta del Carmen, ein noch erhaltenes Stadttor aus dem 18.Jh.. Die „Brücke des dritten Jahrtausend“ von J.J. Arenas de Pablo ist die grösste Betonhängebrücke der Welt. Sie wurde für die EXPO 2008 erbaut und führt zu den dortigen Stadtvierteln und zum Gelände, das den weitläufigen Parque del Agua "Luis Buñuel", das Fluss-Aquarium mit den Themen Nil, Mekong, Amazonas, Murray-Darling und Ebro sowie das Kongresszentrum, den 73 Meter hohen „Wasserturm“ und weitere architektonisch interessante moderne Gebäude beherbergt.
Mittwoch, 12. April 2017 Zaragoza – Winterthur Seen 12:15-20:50
Nach letzten Einkäufen in der Markthalle und einem Abschied auf dem Plaza del Pilar geht’s zum Bahnhof Zaragoza-Delicias und mit dem Intercity nach Barcelona-Sants, wo er mit 50 Minuten Verspätung eintrifft. Der Nahverkehrszug von dort fährt direkt zum Flughafen und mit dem Shuttlebus fahre ich zu meinem Terminal. Die Zeit vor dem Abflug reicht für ein kurzes Shopping im Taxfree, für einen Salat und ein köstliches Bier. Pünktlich hebt Vueling ab und nach dem Flug über Südfrankreich gibt es eine wunderbare Sicht auf die Alpen, das Berner Oberland, Luzern, Zürichsee und das Tösstal und einen Ostanflug zum Flughafen Zürich. Und eine gute halbe Stunde später bin ich wieder Zuhause.
Download Unterkunftsliste Barcelona-Zaragoza:
https://www.dropbox.com/s/dtwmye6zu2ggtql/Unterk%C3%BCnfte%20Montserrat%20-%20Zaragoza.pdf?dl=0