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Montag, 22. Oktober 2018 Meran – Naturns 19km 08:30-18:00
Hinter dem Dom steige ich hinauf zur Tappeiner Promenade. Dr. Tappeiner war Kurarzt in Meran, empfahl Bewegung und spendete darum auch den Bau des schönen Weges, der dann später bis Gratsch verlängert wurde. Er führt aussichtsreich durch eine mediterrane Pflanzenwelt und bald schliesst der funktionstüchtige Algunder Waalweg an. Oberhalb winken die beeindruckenden Schlösser und Burgen Tirol, Brunnenburg und Thurnstein. Ich bin überrascht über die vielen Tagesspaziergänger auf dem schmalen Weg aber er ist fast eben und nur unmerklich ansteigend und gerade durch diese Eigenschaft und die herrlichen Aussichten attraktiv. Oberhalb Algund und Plars wandere ich weiter und erreiche bei der früheren römischen Zollstation Töll, wo 1/40 des Warenwertes an Gebühren für den Strassenunterhalt fällig wurden, den Fluss Etsch. Beim Überqueren der Bahnlinie fallen mir die weiss angemalten Schienen auf, die sich deswegen bei Hitze weniger verbiegen (der Klimawandel lässt grüssen). Etwas weiter finde ich ein kurioses Restaurant von Onkel Taa und ein ebensolches Museum Bad Egart (beide montags geschlossen). Es war bereits vor 1430 ein Heilbad und sogar noch heute wird eigenes, amtlich kontrolliertes Mineralwasser direkt an der Quelle abgefüllt. In Rabland dann steht bei einem Wirtshaus eine Kopie des früheren Meilensteines der Via Claudia Augusta und gegenüber ist eine kleine Jakobskirche als Beweis, dass hier auch der Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela durchführt. Zudem gibt es im Ort auch die grösste digitale Modelleisenbahnahnlage und ein Museum, das dem Erfinder der Schreibmaschine Peter Mitterhofer gewidmet ist. Nun geht es an drei stillgelegten Kleinseilbahnen hinauf zum Sonnenberger Panoramaweg und auf diesem zu meinem Tagesziel Naturns. Auch hier verpasse ich beim Dorfeingang ein Highlight: die Prokuluskirche aus dem 7.Jh. mit den ältesten Fresken im deutschsprachigen Raum ist montags geschlossen und auch sonst hätte ich die Öffnungszeit knapp verpasst.
Dienstag, 23. Oktober 2018 Naturns – Vetzan 19km 08:45-17:30
Ich wähle zuerst den Weg entlang der Etsch bis Staben und gehe dann zum alten Stabner Waalweg hinauf. Viel Laubwald, vorherrschend sind Kastanien und Eichen, spenden auf der Sonnenseite des Tales
ein bisschen Schatten, aber zwischendurch lässt sich auch oft ein Ausblick ins Tal erhaschen. In Ortsnähe führt der Weg durch Rebberge oder Obstgärten. In Tschars geht's zur Martinskirche und
anschliessend wieder hinauf zum Latschander Waalweg. Eigentlich wollte ich der Höhe weiter wandern, doch zwingt mich eine Sperrung des weiteren Weges zu einem Umweg hinunter nach Kastelbell und
wieder hinauf zum Waalweg. Der jetzige Abschnitt erscheint mir spektakulär weil er teilweise auf Stegen an steilen Hängen vorbei führt. Nochmals zwingt mich eine Wegsperrung infolge Bauarbeiten
wieder zu einem kurzen Umweg hinunter nach Latsch mit der netten Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes an der Brücke. Nun bleibe ich eine kurze Zeit auf dem Radweg, um dann am Ufer wieder auf
einem Pfad entlang der Etsch weiter zu gehen und nachher die viel und schnell befahrene Hauptstrasse zu überqueren. Auf kleinen kaum befahrenen Strässchen erreiche ich die St. Luzius-Kirche in
Tiss und das Schloss Goldrain und mein Tagesziel Vetzan.
Mittwoch, 24. Oktober 2018 Vetzan – Prad am Stilfserjoch 23km 09:00-18:30
Heute sollte es gemäss Wetterbericht regnen doch der Himmel ist über drei Viertel blau. Nur der Wind, der Nordföhn bläst stellenweise sehr stark aber dafür ist es ziemlich warm. Sonst war es bisher am Morgen bereits recht kühl bis die Sonne über den Bergen ins Tal hinunter scheinen mag. Zuerst laufe ich heute auf dem Panoramaweg nach Schlanders, aber ich bleibe oben und über die Sonnenpromenade erreiche ich den Ilzwaal und oberhalb Kortsch das Kirchlein St. Ägidius. Anschliessend führt mich der Zaalwaal bis zum Sportplatz und der Schweinweg über Alpweiden mit Ziegen und Schafen hinauf nach Allitz. Nach einem guten und reichlichen Mahl (zum Glück ist heute nicht der Ruhetag Dienstag) geniesse ich den leicht abwärts führenden Weg und komme zur Entscheidung, noch etwas länger auf der Sonnenseite zu bleiben statt nach Lasa zu gehen. Dort am Hang sehe ich den höchstgelegenen Marmorsteinbruch Europas, wo der weltweit härteste weisse Marmor gewonnen wird und auf einer Schrägbahn zu Tal gebracht wird. Der Weg Nr.20 nach Eyrs, der nach dem Fernheizwerk zum Marchtal/Leitnweg wird, ist für mich jetzt der richtige Weg. Beim Rastplatz Lorenzboden beginnt ein neuer Weg, der Apothekersteig, der eine Alternative gewesen wäre und der ebenfalls später wieder zum Weg nach Eyrs geführt hätte. Erst hier nun wechsle ich die Talseite und laufe unterhalb Tschengls auf dem Via Claudia Augusta-Radweg nach Prad am Stilfserjoch.
Donnerstag, 25. Oktober 2018 Prad am Stilfserjoch – Mals 14km 09:15-17:00
Heute ist ein Bummeltag, das heisst der letzte meines 14-tägigen Wanderns und etwas kürzer als normal. Zuerst gehe ich noch zur alten Kirche St. Johann und anschliessend durch das verwinkelte
Dorf und bald erreiche ich Agums mit der Wallfahrtskirche St. Georg. Von dort laufe ich auf dem lustigen Waldtierpfad Gumperle mit Thementafeln und anschliessend geht’s wieder hinunter auf den
Weg nach Lichtenberg. Über dem Ort thront eine respektable Burgruine und gegenüber in Schluderns grüsst die Churburg. Beim nächsten Ort steht ein Jakobskirchlein aber es ist schlecht zu sehen, da
es in einer abgesperrten Obstbaumanlage hinter einer Hecke steht und nur auf Voranmeldung im Tourismusbüro besichtigt werden kann. Also laufe ich vorbei und gelange bald nach Glurns, das kleinste
Städtchen Südtirols, das noch ganz von einer Stadtmauer umgeben ist und einen entsprechenden Charme besitzt. Nach dem Mittagessen schreite ich das enge Stadttor und bald auf einen Wanderweg nach
Tartsch mit dem Kirchlein St. Veit auf dem von Weitem sichtbaren Hügel. Oberhalb vom Dorf fällt mir ein früherer Bunker auf, der von Benny von Spinn sehr kreativ umgebaut wurde. Da ich mir
überall etwas mehr Zeit lasse, gehen die Zeiger bereits gegen fünf Uhr, als ich auf dem Unterwaalweg mein Ziel erreiche und für Zuhause noch einige Spezialitäten einkaufe. Und selbstverständlich
geniesse ich den Abend.
Freitag, 26. Oktober 2018 Mals – Winterthur Seen 09:03-14:18
Für mich war die Ankunft in Mals in einer Hinsicht speziell: im Südtirol werden sechsmal mehr Pestizide versprüht als im übrigen Italien. Eine Ausnahme ist Mals, wo vor zwei Jahren ein gemeindeweites totales Pestizidverbot mit 75% JA-Stimmen angenommen und damit zur ersten Pestizidfreien Gemeinde Europas wurde. Im Buch und Dokumentarfilm von Alexander Schiebel „Das Wunder von Mals“ wird dieser Kampf dargestellt. Leider wurde kürzlich das Verbot vom Bozener Verwaltungsgericht wieder ausser Kraft gesetzt und der Kampf geht weiter. Nun steht meine Abreise von diesem Ort bevor: zuerst mit dem Postauto durch den Nationalpark und über den Ofenpass nach Zernez und anschliessend mit der Rhätischen Bahn nach Landquart und weiter mit dem Schnellzug nach Zürich und nach Hause. Pünktlich klappen alle Verbindungen bei herrlichem Wetter und das für nur CHF 39 mit der zum Voraus gelösten Spartageskarte.